Menschen aus Ulrichswerkstätten spielen Theaterstück über den heiligen Ulrich

„Heiliger Bimbam, Herr Bischof“

MERING – Etwas Besonderes zum Ulrichsjahr bieten anlässlich ihres 55-jährigen Jubiläums die Ulrichswerkstätten Augsburg (UWA), die an verschiedenen Standorten rund 500 Menschen mit Behinderung beschäftigen. An ihrem Tag der offenen Tür am 22. Juli im Augsburger Hanreiweg 9 bringt eine eigens gegründete Theaterwerkstatt ein Stück über das Leben des heiligen Ulrich auf die Bühne.

Was liegt näher, als den Bistumspatron, der zudem Namensgeber der Ulrichswerkstätten ist, im Ulrichsjahr auch in den Mittelpunkt eines Theaterprojekts zu stellen? In Kooperation mit dem Team des theaterpädagogischen Zentrums beim Jungen Theater Augsburg (JTA) proben seit März 17 Schauspieler und freuen sich auf die Premiere ihres Stücks „Ein segensreiches Leben“. 

Es sind Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen, die in verschiedenen Werkstätten am Hanreiweg, am Hochfeld und in der Memminger Straße in Augsburg sowie an Standorten in Schwabmünchen und Aichach Waren verpacken oder Teile montieren.

Alltag auf der Bühne 

Doch nun bestimmt die Bühne ihren Arbeitsalltag. Für das Projekt wurde im Frühjahr in der Meringer Außenstelle der UWA eine Theaterwerkstatt ins Leben gerufen. Seit Wochen herrscht dort aufgeregte Probenstimmung. Täglich kommen die Schauspieler mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrdienst nach Mering und arbeiten mit ihrer Gruppenleiterin Julia Neldner an dem Theaterprojekt. Es ist über das aktuelle Stück hinaus auf drei Jahre angelegt. 

„Diese Arbeit ist eine weitere Bereicherung unseres Arbeitsangebotes für Menschen mit Behinderung“, freut sich Herbert G. Kratzer, Geschäftsführer der CAB Caritas Augsburg, die heuer ebenfalls ein Jubiläum feiern kann und auf ihr 25-jähriges Bestehen zurückblickt. 

Das eigens für die „besondere Theatergruppe“ geschriebene Stück stammt aus der Feder von Volker Stöhr, dem Leiter des theaterpädagogischen Zentrums beim JTA. Im Wechsel mit zwei weiteren Kollegen, Gernot Reuß und Karin Seiler-Giehl, widmet er sich der theaterpädagogischen Arbeit mit der Werkstattgruppe in Mering.

Die Proben machen allen Beteiligten viel Spaß. „Ich wollte nicht die Schlacht am Lechfeld thematisieren, sondern die karitative Seite von Bischof Ulrich herausarbeiten, wie sie in den Ulrichswerkstätten weiterlebt“, erklärt Stöhr. Neben dem Rückblick ins Mittelalter, in den so mancher Gag wie ein umgefallener Nachttopf und natürlich das Fischwunder eingebaut sind, wird auch der Alltag in den Ulrichswerkstätten eingeblendet und humorvoll dargestellt. „Heiliger Bimbam, Herr Bischof, was machen Sie hier unten auf der Erde?“, tönt es da bei den Proben von der Bühne herab. 

Der Theaterpädagoge ist begeistert von seiner Gruppe. „Hier finde ich eine offene Bereitschaft mitzumachen. Aber ich muss mehr Zeit einplanen, um die Fähigkeiten jedes Einzelnen herauszukitzeln und seine Ressourcen zu fördern“, sagt er. 

Kostüme aus Ursberg

Die Kostüme stammen vom Dominikus-Ringeisen-Werk in Ursberg, wo aus einer früheren Theaterspieltradition ein großer Fundus vorhanden ist. Texte werden über das gemeinsame Spiel auf der Bühne erarbeitet. „Unsere Gruppe hat jetzt schon enorm von der Theaterwerkstatt profitiert“, schwärmt Gruppenleiterin Julia Neldner. Die ausgebildete Tanzpädagogin arbeitet schon längere Zeit für die UWA, zuletzt in den Augsburger Inklusionscafés am Milchberg und im Café Cabresso in der Gögginger Straße. „Auf der Bühne werden Wahrnehmung, Konzentration und Reaktionsvermögen geschult und das Selbstvertrauen gestärkt. „Das ist gelebte Inklusion“, sagt Neldner. 

Heike John

Information

Der Tag der offenen Tür der Ulrichswerkstätten am Hanreiweg 9 in Augsburg findet am Samstag, 22. Juli, von 9 bis 16 Uhr statt. Das inklusive Theaterstück „Ein segensreiches Leben“ wird aufgeführt und es gibt Einblicke in die verschiedenen Abteilungen.

21.07.2023 - Bistum Augsburg